Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Freitag, 28. Oktober 2011

Konvertitengeschichten: Emmanuel Weil

Der liebe Gott  hat in seiner unendlichen Güte und Barmherzigkeit meine Eltern und mich zum katholischen Glauben bekehrt. Meine Mutter ging vor fünf Jahren voran, mein Vater und ich folgten an Ostern 2010. Deswegen sollen Konvertitengeschichten auf diesem Blog einen festen Platz erhalten. Den Anfang macht ein bekehrter Oberrabiner:

"Vor anderen Konversionen aus diesen Jahren (Anm.: frühes 19. Jhd.) ist als besonders merkwürdig hervorzuheben die von

Emmanuel Weil,

Oberrabbiner zu Maastricht in Holland. Derselbe, um das Jahr 1788 am Rhein geboren, war Lehrer der jüdischen Gemeinde zu Ratingen, einer kleinen Stadt in der Nähe von Düsseldorf. Seine Talente und Kenntnisse hatten ihm das Wohlwollen des Rabbiners Scheur von Düsseldorf erworben, und dieser war es, der im Jahre 1815 Weil aufforderte, sich an dem Konkurse, der für die Stelle ausgeschrieben war, zu beteiligen. Weil folgte dem Rate seines Gönners und reiste nach Den Haag, wo sich 120 zu gleichem Zwecke hingekommene Rabbiner befanden. Zu aller Überraschung erhielt er, obschon einer der Jüngsten, die Stelle. 
Nachdem er nach Hause zurückgekehrt war, um seine Angelegenheiten zu ordnen, reiste er nach seinem Bestimmungsort ab, und traf unterwegs, zwischen Aachen und Maastricht, auf dem Postwagen mit einem katholischen Priester zusammen, mit dem er sich über religiöse Gegenstände unterhielt. Freundlich ward er in Maastricht aufgenommen, und erfüllte die Obliegenheiten seiner Stellung zu aller  Befriedigung, als er durch ein wunderbares Begegniss veranlasst wurde, freiwillig aus derselben auszuscheiden. 
Es war am Tage des heiligen Servasius, der in Maastricht alljährlich durch eine öffentliche Prozession gefeiert wird, als er sich gerade auf der Straße befand, auf welcher sich jene gegen ihn zu bewegte. Er wollte ausweichen, aber wider seinen Willen sah er sich vorwärts getrieben. 
So zog die Prozession an ihm vorüber, und als das hochwürdigste Gut in seine Nähe kam, versuchte er vergeblich, sich zurückzuziehen, er fand sich durch eine innere Gewalt gezwungen, niederzuknien und anzubeten, denn in dem Augenblicke, wie durch ein göttliches Licht erleuchtet, erkannte er seinen Herrn und Meister, erkannte er in Christo den verheißenen Messias.
Sein Entschluss stand sofort fest. Er ließ die Gemeinde in die Synagoge zusammenrufen, und teilte ihr offen und aufrichtig mit, was sich mit ihm zugetragen. „Ich bin hierher berufen worden, um euch den Weg des Heils zu führen, aber ich selbst kannte ihn nicht. Gott hat ihn mir gezeigt. 
Jesus, den unsere Väter verwarfen, ist der wahre Messias; in ihm allein ist das Heil, an ihn will ich mich halten; wollt ihr mir folgen, so werdet auch ihr das Heil finden.“ 
Man kann sich den Eindruck dieser Worte, sowie des ganzen Ereignisses leicht vorstellen.

Unmittelbar nachher besuchte Weil einen katholischen Priester, erzählte ihm das Vorgefallene und bat ihn, ihm zum Eintritte in die Kirche behilflich zu sein. Bereitwillig übernahm derselbe den Unterricht, und Anfang 1820 wurde Weil getauft, wobei er die Namen Paul Nikolaus Servasius erhielt. Der neue Paulus trat in das Seminar zu Lüttich, wo er zum Priester ausgebildet wurden."

(Aus: Convertitenbilder aus dem neunzehnten Jahrhundert, David August Rosenthal, Erster Band: Deutschland., Schaffhausen, 1866, Hurter’sche Buchhandlung)