Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier


Samstag, 31. Dezember 2011

Schluss des bürgerlichen Jahres am Silvesterabend



Mit dem letzten Tage des Jahres stehen wir gleichsam am Abend des Jahres. Nun pflegt der gläubige Christ, der weiß, was Großes ein Tag im Leben ist, allabendlich sich vor Gott zu sammeln zu einem frommen Nachtgebet. So ist es auch jetzt in vielen Orten ein schöner Brauch, am Silvesterabend sich noch einmal im Gotteshause, im Vaterhause zu versammeln, um gemeinsame katholische Abendandachten zu halten. Wenn du kannst, versäume diesen letzten Gottesdienst im alten Jahre nicht; sonst aber verrichte zu Hause mit den deinen eine gemeinsame Hausandacht.
 Es besteht aber ein gutes Nachtgebet aus vier Teilen, indem man Gott ein vierfaches Opfer als Abendopfer bringt.

1. Dankopfer.
Ein Jahr besteht aus mehr als 31 Millionen Sekunden. Nun bedenke, dass Gott dir zum allerwenigsten ebenso viele Wohltaten im Jahr erwiesen hat dadurch allein schon, dass er dich von Sekunde zu Sekunde am Leben erhalten hat.
Das konnte niemand, als Er allein, und Er hat es getan. Rechne nun dazu, was Gott dir sonst noch alles an Seele und Leibe, an übernatürlichen Gnaden und Wohltaten Gutes erwiesen, und du wirst selber gestehen müssen: es sei nicht zu zählen.
Dafür also schuldest du nach allem Recht und Gesetz Gott einen warmen Dank. „Es ist billig und recht und heilsam, dass wir dir, o Gott, überall und immer Dank sagen“, spricht die Kirche bei der Präfation. So sprich denn Gott von ganzem Herzen deinen Dank in Worten aus.

2. Sühnopfer.
Wagst du zu sagen, dass im verflossenen Jahr auch nur ein Tag vergangen sei, wo du Gott nicht wenigstens mit einer lässlichen Sünde beleidigt hast? War dein Gebet, deine Nächstenliebe, waren deine Worte, Gedanken, Begierden, Werke, Absichten alle so tadellos, dass Gottes reinstes Auge an ihnen keine Sünde entdeckt hat?
Wenn du aber auch nur täglich eine lässliche Sünde begangen hättest, so wären das im Jahr 365 Sünden?
Aber vielleicht fürchtest du mit Recht, dass ihre Zahl viel größer, und dass auch schwere Sünden darunter sind. Was ist aber eine Sünde? Es wäre dir tausendmal besser gewesen, du wärest gestorben, als dass du Gott auch nur einmal lässlich beleidigt hättest.
Ist das der Dank für all die Liebe, die Gott dir im Jahre ununterbrochen erwiesen hat? Wie, wenn du in dieser Nacht noch sterben müsstest? „Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“
— Aber sieh! Wenn du auch vor Gott der größte Sünder wärest, du kannst machen, dass du heute abends noch schuldenfrei wirst, dass Gott dir alles verzeiht, und du mit ihm vollkommen ausgesöhnt ins neue Jahr hinüberkommst. Mache nur einen aufrichtigen Akt der vollkommenen Reue mit dem Willen, deine Sünden nächstens zu beichten — im selben Augenblick ist Gott versöhnt, deine Sünden sind getilgt, Gott schaut wieder mit Wohlgefallen auf dich herab.
„Ein zerknirschter Geist ist ein Opfer vor Gott.“ „Ein demütiges und zerknirschtes Herz wirst du, o Gott, nicht verachten.“ (Ps. 50,18)

3. Weiheopfer.
Gott ist im Begriffe, dir wieder ein Jahr zu schenken. Was willst du damit machen? Gott gibt es dir, dass du ihm dienest in treuer Beobachtung seiner Gebote; er lohnt dir jeden guten Gedanken, jedes gute Wort und Werk überreich. Du kannst dir also große Schätze sammeln im neuen Jahr.
Aber du kannst auch gegen Gottes Willen das Jahr brauchen im Dienste der Sünde und dir Schulden aufhäufen und Strafen für Zeit und Ewigkeit. Wie wirst du bei deinem Sterben und beim Gerichte wünschen, das neue Jahr zugebracht zu haben?
So fasse denn heute vor Gott den Vorsatz, dasselbe gottgefällig, für dich segensreich und verdienstvoll zuzubringen; weihe dich und dein Leben und Tun ganz dem Dienste Gottes. „Brand- und Schlachtopfer hast du, o Gott, nicht gewollt; — darum sprach ich: sieh, ich komme, um deinen Willen zu tun:“ (Hebr. 10,5.7.)

4. Bittopfer.
Du bist ganz und für alle auf Gott angewiesen. Du stehst in Gefahr, heute noch in Sünden zu fallen und in Sünden zu sterben; du allein aus dir selber wirst unmöglich der Sünde im neuen Jahr entgehen. Zudem drohen deiner Seele, deinem Leben, deinen Gütern von allen Seiten Gefahren.
Und du brauchst Gottes Allmacht selber, dass sie dir das Leben auch noch weiter erhalte. Aber er ist dein Vater, du sein Kind. Darum fasse Vertrauen auf seine Liebe, auf seine Macht und Weisheit und bringe ihm kindlich deine Bitten vor; bitte ihn um den Abendsegen am Schlusse des Tages und des Jahres.

Sehr passend und beherzigenswert ist das Evangelium, welches die Kirche heute am Feste des heiligen Papstes und Bekenners Silvester lesen lässt, und worin der Heiland mahnt, uns bereit zu machen auf den letzten Tag unseres Lebens, auf unsern Todestag, wo er kommen wird, jeden einzeln zu richten im besonderen Gericht.




Evangelium. Lukas 12, 35-40 



In derselben Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Eure Lenden sollen umgürtet und brennende Lampen in euren Händen sein. Und ihr sollt gleich sein den Leuten, die ihren Herren erwarten, wer zurückkommt von der Hochzeit, damit sie, sobald er kommt und anklopft, ihm die Türen sogleich öffnen. Selig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet! Wahrlich ich sage euch, er wird sich selbst umschürzen, sie zu Tisch sitzen lassen und umhergehend sie bedienen. Und wenn er um die zweite oder dritte Nachtwache käme und sie so fände, selig diese Knechte! Das aber merkt euch wohl: wenn ein Hausvater wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommen werde, so würde er wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen. So seid auch ihr bereit; denn zu einer Stunde, da ihr’s nicht meinet, wird des Menschen Sohn kommen. 

(Aus: katholische Hauspostille, Goffine, P. Franz Hattler, 1906)