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Donnerstag, 18. Oktober 2012

Der heilige Lukas, Evangelist - aus einer alten Heiligenlegende


hl. Lukas, Evangelist
Der heil. Lukas ist einer aus der Zahl jener heiligen Männer, welche uns ein heiliges Evangelium, oder „gute Botschaft" hinterlassen haben und die man deshalb Evangelisten nennt.

Er war aus Antiochia, der Hauptstadt Syriens gebürtig. Als Knabe und Jüngling besuchte er die damals berühmten Schulen von Antiochia, wo er sich in Künsten und Wissenschaften große Kenntnisse erwarb, die er durch verschiedene Reisen nach Griechenland und Ägypten noch mehr erweiterte. Besonders lieb hatte er die Arzneikunde, die er auch mit großem Eifer trieb. Ebenso zeichnete er sich in der Malerkunst aus. Als er das Christentum angenommen hatte, malte er das liebliche Bild der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria nach dem Leben, denn er sah sie mit eigenen Augen. 



Dieses Bild kam später in die Hände der heiligen Kaiserin Pulcheria und hierauf nach Rom, wo es in der prachtvollen Kirche „Maria die Größere" genannt, aufbewahrt wird. Zur Zeit des heiligen Papstes Gregor des Großen wurde Rom von einer schrecklichen Pest heimgesucht. Da ordnete der heilige Papst eine feierliche Prozession an, bei welcher das Gnadenbild der heiligsten Jungfrau mitgetragen wurde. Durch die Fürbitte der göttlichen Mutter hörte die Pest auf. Seitdem wird dieses Bildnis in Rom immer in höchsten Ehren gehalten. 

Während der heilige Lukas den Kranken liebevolle Dienste mit seiner Arzneikunde leistete und mit fertigem Pinsel liebliche Bilder malte, vergaß er die Heiligung seiner eigenen Seele nicht. Unbefleckt bewahrte er die heilige Reinigkeit durch beständige Abtötung; unverdrossen trug er seinem göttlichen Meister das Kreuz nach, und bereits hatte er eine hohe Stufe der Vollkommenheit erstiegen, als der heilige Apostel Paulus ihn kennen lernte und zu seinem Mitarbeiter im Weinberge des Herrn sich erwählte. Im Jahre 51 n. Chr. machte er mit dem heiligen Apostel mehrere Reisen zur Verkündigung des heiligen Evangeliums an Juden und Heiden und ertrug mit ihm alle Mühsale, Gefahren und Leiden mit heiliger Freude.

Um diese Zeit geschah es, dass Satan einige gottlose Menschen erweckte, welche allerlei unsinnige Dinge von unserm Herrn Jesus Christus verbreiteten und dadurch der Verbreitung des Evangeliums Schaden zuzufügen suchten. Um nun diese boshaften Lügen zu widerlegen und unschädlich zu machen, machte sich der heilige Lukas, angetrieben vom heiligen Geiste, daran, sein heiliges Evangelium zu schreiben. Der heilige Paulus unterstützte ihn hierin. Was treue Ohren- und Augenzeugen ihm von den Worten, Leben und Taten des göttlichen Heilandes berichteten und was der heilige Geist ihm über die Geheimnisse des Lebens Jesu und seiner Lehre offenbarte, das schrieb er nieder. 
Er berichtet darin besonders Alles, was das ewige Priestertum Jesu Christi betrifft, weswegen ihm auch in seinen Abbildungen das Sinnbild des Opfers, ein Rind beigegeben wird. Auch findet man in feinem Evangelium viele wichtige Umstände der Menschwerdung Christi, besonders die Erzählung von der Verkündigung derselben an die allerseligste Jungfrau, die er absonderlich als die Mutter des Herrn liebte. Sein Evangelium schrieb er in einfältigen, deutlichen und anmutigen Worten. Es spricht aus ihnen die würdevollste Wahrheit und man fühlt, wenn man es liest, dass Lukas ein Mann voll himmlischer Tugend gewesen sein musste.

Als im Jahre 61 n. Chr. der heil. Paulus gefangen nach Rom abgeführt wurde, begleitete ihn der treue Jünger Lukas dahin und verließ ihn die zwei Jahre nicht, so lange dessen Gefangenschaft dauerte. Als der heilige Apostel die Erlaubniß erhielt, in einer von ihm selbst gemietheten Herberge zu wohnen, aber von Wächtern bewacht, hielt sich Lukas bei ihm auf und leistete ihm die liebevollsten Dienste. 


Während dieser Zeit schrieb er die Apostelgeschichte, welche er selbst den zweiten Theil seines Evangeliums nennt. Er erzählt nämlich im Evangelium die Geschichte Jesu bis zu seiner Himmelfahrt und beginnt dann die Geschichte der Apostel bis zur Gefangenschaft des heiligen Apostels Paulus in Rom und seines zweijährigen Aufenthalts dortselbst. Mit den anmutigsten Worten voll himmlischer Einfalt schildert er das heilige, musterhafte Leben der ersten Christengemeinden, ihre schönen häuslichen und bürgerlichen Tugenden, ihre Liebe und Eintracht, den brennenden Eifer der Apostel für Jesum zu arbeiten und zu leiden, die Bekehrung des Apostels Paulus, seine angestrengten Reisen, seine erfolgreichen Predigten, die Verfolgungen und Leiden, die er erduldete, und sein Leben und Wirken während seiner Gefangenschaft. Man kann diese Geschichte nicht lesen, ohne von dem herrlichen, lehr- und trostreichen Inhalt derselben erbaut und ergriffen zu werden.


Der heilige Lukas richtete sein Evangelium und seine Apostelgeschichte an einen gewissen Theophilus, der ein angesehener Mann und Christ in Antiochia gewesen. Er wollte mit dieser Geschichte der Apostel die falschen Berichte widerlegen, die damals über das Leben und die Arbeiten der Apostel verbreitet wurden, und zugleich der Welt Zeugnis geben von den zahlreichen Wundern, welche Gott durch die Apostel zur Beglaubigung ihrer Sendung und ihrer Lehre gewirkt hatte.

Fleißig schrieben die ersten Christen das Evangelium und die Apostelgeschichte des Heiligen ab, bewahrten sie als einen kostbaren Schatz und lasen sie zu Hause und in ihren Versammlungen. Die heilige Kirche bezeugt, dass sie unverfälscht auf uns gekommen und die vollgültigsten Zeugnisse der Wahrheit seien.

Nachdem der heilige Apostel Paulus des Martertodes zu Rom gestorben war, predigte der heilige Lukas das Evangelium in Italien, Gallien, Dalmatien und Mazedonien und zuletzt in Ägypten, wo er eine Menge Heiden bekehrte und zuletzt im Alter von mehr als 80 Jahren des Martertodes starb. Seine heiligen Reliquien kamen nach Patras und von da nach Konstantinopel. Sein Haupt befindet sich jetzt in Rom neben dem des heiligen Apostels Andreas. 
Er wird" abgebildet mit einer Buchrolle in der Hand, ein Rind neben sich, oder auch, wie er das Bild der seligsten Jungfrau malt. 

alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Stadtpfr. Georg Ott. 3. Auflage, Regensburg, Verlag von Friedrich Pustet, 1857.