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Mittwoch, 17. Oktober 2012

Leiden und Sieg der hl. Margaretha Maria Alacoque - aus einer alten Heiligenlegende

Der Heiland erscheint
der hl. Margaretha Maria Alacoque
und zeigt ihr
Sein liebeglühendes Herz
aus der "Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott. 3. Auflage, Regensburg, Verlag von Friedrich Pustet, 1857."
"Sowie Gott einst nach den Worten seines Sohnes Jesus, „dass er seine Geheimnisse den Klugen und Weisen dieser Welt verberge, den Kleinen aber, den Einfachen und Demütigen offenbare" — (Matth. 11.), die heilige Juliana von Lüttich auserwählt hat, das Fronleichnamsfest in seiner heiligen Kirche einzuführen, so wählte er auch die schwache, aber im Glauben und der Liebe starke Jungfrau Margaretha aus, der Welt in neuerer Zeit die Schätze seiner Erbarmungen durch die Andacht zum liebreichsten Herzen Jesu kund zu geben. (...)"
Stadtpfarrer Georg Ott schildert dann ausführlich wie Gott Margaretha durch eine Leidensschule führte, um sie demütig genug für das große Werk zu machen, dass Er durch sie vollbringen wollte: 

" (...) Endlich nach mannigfaltigen, harten Prüfungen empfing sie im Jahre 1672 den Schleier und mit demselben die Gnade einer beständigen Gegenwart ihres göttlichen Lehrmeisters Jesus und eines immerwährenden Kreuzes. Sie sah und fühlte ihn immer nahe bei sich und hörte seine Stimme mehr noch als durch die äussern Sinne. Deshalb ging und stand oder kniete sie immer bis zur Erde geneigt, aus tiefer Ehrfurcht vor der göttlichen Majestät und hielt sich für ein reines Nichts. Wenn sie allein war,wagte sie sich nicht zu setzen, und wenn sie öffentlich erschien, so glaubte sie die Unwürdigste ihrer Schwestern zu sein, die sie auch als solche behandelten. Kein Tag, ja keine Stunde verging, wo sie nicht in der Demütigung und Verachtung innerlich und äusserlich geübt wurde. Dies war aber ihre größte Freude, obwohl ihr von Natur aus eine Neigung zur Eitelkeit angeboren war.

In ihrem Herzen trug sie einen brennenden Durst nach Kreuz und Leiden, gleich einem in der Sonnenhitze schmachtenden Wanderer. Da geschah es, daß ihr eines Tages, als sie zum Herrn rief: „Wie kannst du mich denn immer ohne Leiden lassen?" ein großes Kreuz gezeigt wurde, aber ganz mit Blumen bedeckt. Dabei hörte sie die Worte: „Dies ist das Bett meiner keuschen Bräute, hier muss das Feuer meiner Liebe dein Opfer verzehren; nach und nach werden diese Blumen abfallen, und es werden nur Dornen übrig bleiben, welche diese Blumen jetzt deiner Schwäche wegen bedecken, aber es wird ein Tag kommen, wo du ihre Spitzen lebhaft fühlen wirst und nur gestärkt von mir die Schmerzen tragen kannst." 
Was der Herr sagte, das geschah; er löschte ihren Durst mit den bittersten Leiden aller Art und ließ sie vollauf trinken aus dem Kelche seiner Schmerzen. Je mehr sie in der Heiligkeit zunahm, je schönere Tugenden sie zeigte, je wunderbarere Gnaden und Gaben des Herrn an ihr sichtbar wurden, desto größer wurden die Widersprüche, der Spott und Hohn, die Verfolgung und Verachtung, mit der sie überhäuft wurde. Die verschiedenen Oberinnen, unter denen sie ihr Leben zubringen mußte, und die sie unaufhörlich mit der größten Strenge prüften, vermehrten, ohne es zu wissen, ihre Leiden. 
Die Klosterschwestern, mit denen sie lebte, beneideten, hassten und verachteten sie, weil sie glaubten, sie sei eine Heuchlerin und Betrogene. Sie war oft die Zielscheibe aller Verschmähungen, Verachtungen und Erniedrigungen. Man hielt sie für eine vom Teufel besessene Person und von ihm betrogen, was ihr den größten Schrecken verursachte. Sie wurde auch wirklich, aus Zulassung Gottes, vom bösen Feinde auf das heftigste versucht, mit Ausnahme gegen die heilige Reinigkeit, und von ihm Tag und Nacht gequält. Die ganze Hölle schien sich gegen sie zu erheben und sie zu verschlingen. 
Auch die Liebe zu ihren Nebenmenschen verursachte ihr Peinen über Peinen. Sie übernahm für sie die härtesten Strafen und brachte für sie die schmerzlichsten Opfer. Dabei litt sie immer die schmerzlichsten Krankheiten, von denen sie selten frei war, und übte die strengsten Büssungen. 
Diese äussern und zum Teil innern Leiden vermehrte Jesus selbst, der seine Braut sich ganz gleichförmig machen wollte, weil sie innig darnach verlangte. Keine Zunge mag es sagen und keine Feder beschreiben, was sie litt. Gewöhnlich zeigte ihr der Heiland ihre Leiden in überaus schmerzlich ergreifenden Bildern.

Eines Tages der Fastnachtszeit, wo sie gewöhnlich am heftigsten litt, zeigte sich ihr Jesus nach der heiligen Kommunion unter der Gestalt eines Ecce homo mit seinem Kreuze beladen, voll Blut und Wunden. Sein heilig Blut floss von allen Seiten zur Erde nieder und er sprach mit trauriger Stimme: „Findet sich denn Niemand, der Mitleid habe mit meinem Schmerz und Anteil nehme an dem jammervollen Zustande, in welchen die Sünder, zumal in dieser Zeit, mich versetzen." 
Da warf sich Margaretha unter Tränen zu seinen Füssen. Jesus aber belud sie mit seinem schweren, ganz von Dornen und Nägeln besetzten Kreuze. Die fürchterliche Last drückte sie zu Boden, ein entsetzlicher Abscheu vor der Sünde, deren ganze Schwere und Bosheit sie jetzt erkannte, ergriff sie. Hierauf sagte ihr der Heiland, dass es nicht genug sei, dies Kreuz zu tragen, sie müsse mit ihm daran geheftet werden und ihm treue Gesellschaft dadurch leisten, dass sie Anteil nehme an seinen Schmerzen, seiner Schmach und Mißhandlung. Sie stimmte willig zu. Jetzt heftete sie der Heiland durch eine schwere Krankheit an das Kreuz, die wie spitzige Nägel in sie drang und ihr kein Mitleid, sondern nur Verachtung zuzog. Sie kam im Dulden solcher entsetzlichen Schmerzen so weit, dass sie beinahe starb und jede Fastnachtzeit musste sie ähnliche Leiden ertragen!

Ein anderesmal zeigte sich ihr vor der heiligen Kommunion eine Sonne, deren Schimmer sie nicht ertragen konnte. Mitten in derselben war der Heiland, eine Dornenkrone in seinen Händen tragend. Kurze Zeit, nachdem sie des Herrn Leib empfangen hatte, setzte er ihr diese Krone auf ihr Haupt, als ein Zeichen derjenigen, welche sie bald nachher empfangen sollte. Denn einige Tage darnach bekam sie einen schrecklichen Stoß an den Kopf, und von nun an fühlte sie immer die stechenden Dornen rings um ihr Haupt, so daß sie dasselbe nicht mehr anlehnen oder auf ein Kissen legen konnte.

Einmal erschien ihr der Herr, zwei Gemälde in der Hand, das eine zeigte das glückseligste, das andere das verachtetste und gekreuzigte Leben einer Seele. Beide Gemälde reichte er ihr mit den Worten dar: „Wähle meine Tochter! welches dir am Besten gefällt. Welche Wahl du auch treffen magst, ich werde dir die nämlichen Gnaden erweisen." Da rief Margaretha im Feuer der Liebe aus: „O mein Gott! ich will nur dich; ich verlange keine andere Wahl als jene, welche du selbst treffen willst." Er drängte sie zu wählen, allein sie antwortete: „O mein Gott! du genügest mir allein; tu für mich, was dich verherrlicht, ohne auf meine Neigungen und meinen Vorteil zu sehen; es genügt, wenn du zufrieden bist." 
Nun reichte ihr Jesus das Gemälde des leidenden Lebens dar und sprach: „Sieh, dies gefällt mir am meisten. Das andere Leben ist ein Leben des Genusses und nicht des Verdienstes, es wird für die Ewigkeit aufbewahrt." Sie nahm also das Gemälde des Kreuzes und Todes und küsste die Hand, die es ihr überreichte. Und so tat sie auch, als Kreuz und Leiden über sie wie ein Sturm hereinbrachen; sie litt ohne zu klagen, ohne zu zagen, sie litt fort und fort in Lust und Freud mitten unter der Flut von Martern gekreuzigt mit Jesus ihr Leben lang. Ihre Gesinnung dabei drückt folgender Wahlspruch aus, den sie oft im Munde führte:

Gern will ich Alles leiden, ohne Klagen; Denn meine Liebe wehrt es mir, zu zagen.
Ja die Liebe, die stammende Liebe zu Jesus, die in ihrem Herzen brannte, trieb sie in Leid und Not und Kreuz, und Jesus, der Gegenstand all ihrer Liebe, half ihr das Übermenschliche ertragen. (...)"
Eines Tages war das Ende der Verfolgungen durch ihre Mitschwestern da:
" (...) Es war das Jahr 1686, als auf eine wunderbare Weise gerade die Herzen der hartnäckigsten Gegnerinnen der Andacht umgewandelt und der Grund zur immer weiteren und größeren Verehrung des göttlichen Herzens gelegt wurde. Die Veranlassung hiezu ist zu ergreifend, als dass ich sie dir, lieber Leser, nicht etwas umständlicher erzählen sollte. 
Die frühere Mutter und Oberin Greffier, welche Margaretha streng geprüft hatte und hoch schätzte,befand sich um diese Zeit im Kloster Semeur. Ihr hatte Schwester Margaretha einen Brief geschrieben, in welchem sie ihr von dem kleinen Feste und der großen Freude, welche ihr die jungen Novizinen bereiteten, genaue Schilderung gab.Nun wollte aber Mutter Greffier ihrer geliebten Tochter Margaretha einen Beweis ihrer Freundschaft geben und sendete ihr ein schönes Gemälde, auf dem von einer geschickten Hand das Herz Jesu dargestellt war mit Flammen umgeben und von einer Dornenkrone umringt. 
Unaussprechlich war der Jubel der gottseligen Schwester über dieses Geschenk; aber derselbe wurde noch größer, als bald darauf eine andere Schwester, die früher eine der heftigsten Gegnerinnen der Andacht war, weil sie dieselbe der Klosterregel zuwider hielt, später aber im Rufe der Heiligkeit starb, — als diese Schwester das Gemälde am Freitag nach der Oktav des Frohnleichnamsfestes, gerade an dem Tag, welchen Jesus selbst zur besonderen Verehrung seines heiligsten Herzens bestimmt hatte, im inneren Chöre der Klosterkirche auf einen kleinen Altar stellen und mit schönen Blumen verzieren ließ, ohne daß die anderen Schwestern davon wußten. Ohne nämlich zu wissen, wie ihr geschah, hatte der heil. Geist ihr Herz gerührt und zur Andacht gegen das heiligste Herz Jesu entstammt.

Als nun in der Frühe die Klosterfrauen einzeln kamen, um das heiligste Sakrament anzubeten, und den Altar mit dem Bilde des Herzens Jesu sahen, da wurden auch ihre Herzen zu gleicher Andacbt entzündet und bald war Niemand mehr im Kloster, der nicht das göttliche Herz des Heilandes inbrünstig verehrte. Es wurde im Garten eine schöne Kapelle durch fromme Beiträge erbaut, dort das Bild des Herzens Jesu aufgestellt und mit inniger Glut geliebt und verehrt.

Wer kann wohl die Freude der guten Margaretha über diesen wunderbaren Erfolg schildern. Sie war ganz außer sich und mit heiligem Entzücken rief sie aus: „Nun werde ich mit Freuden sterben, da das Herz meines Erlösers anfängt, bekannt zu werden." Besonders aber freute sie sich darüber, dass ihr der göttliche Heiland öfters die Versicherung gegeben, wie große Gnade allen jenen zu Teil werden sollte, die sich seinem göttlichen Herzen ergeben und seine Liebe mit Gegenliebe erwidern.

Eine solche Versicherung wurde ihr einmal am Feste des heil. Evangelisten Johannes zu Teil. Da erschien ihr nach der heil. Kommunion das göttliche Herz Jesu auf einem aus Feuer und Flammen bestehenden Throne; es war glänzender, denn die Sonne, durchsichtig wie Kristall. Die Seitenwunde war deutlich zu sehen; eine Dornenkrone umgab das Herz, über welches ein Kreuz aufgepflanzt war. 
Der Heiland gab ihr zu erkennen, dass das Kreuz und die Krone die unermessliche Liebe seines Herzens und die Schmerzen, die er aus Liebe für die Menschen getragen, bedeuten. Es hätten ihm seine Leiden von dem Augenblicke seiner Menschwerdung an immer vor Augen geschwebt und von diesem Augenblicke an sei das Kreuz gleichsam seinem Herzen eingepflanzt gewesen: ja schon damals habe er alle Schmerzen seines sterblichen Leibes erduldet, und nicht minder alle Schmach und Beleidigung, denen seine Liebe für die Menschen bis ans Ende der Zeiten in dem heiligsten Sakramente des Altars ausgesetzt sei.

Hierauf bedeutete er ihr auch, sein großes Verlangen, von den Menschen vollkommen geliebt zu werden, habe ihn bewogen, sein Herz ihnen zu offenbaren und in diesen letzten Zeiten diese letzte Anstrengung seiner Liebe dadurch aufzubieten, dass er ihnen einen so geeigneten Gegenstand und ein so wirksames Mittel gäbe, um sie dahin zuführen, ihn zu lieben und zwar herzlich und ernstlich zu lieben. Dafür aber sollten alle, die ihm diese Liebe erweisen, mit den Schätzen seines Herzens begabt werden. Er versicherte sie auch, daß das Bild seines anzubetenden Herzens, wo immer es aufgestellt und verehrt werde, die reichsten Segnungen mit sich führen würde. 
Zuletzt klagte aber auch Jesus, dass er beinahe Niemanden finde, der das Verlangen seines Herzens nach Verehrung und Liebe erfülle. Diese Klage durchschnitt der gottseligen Dienerin Margaretha das Herz, und das war auch der Grund, warum sie mit so unablässigem Eifer strebte,die Verehrung des göttlichen Herzens Jesu in Aufnahme zu bringen und zu verbreiten.

Wir haben schon gesehen, wie diese Verehrung trotz aller Hindernisse angefangen und welche Freude dabei Margaretha's Herz erfüllte. Bald verbreitete sich die neue, liebliche und gnadenvolle Andacht aus den stillen Mauern des Klosters, wo Margaretha lebte, über Städte und Dörfer Frankreichs und von da aus über die ganze heilige katholische Kirche in alle Länder der Erde. Schon im Jahre 1726 zählte man mehr als dreihundert Bruderschaften unter dem Namen des heiligsten Herzens Jesu, und mehrere Päpste bereicherten dieselben mit den heilbringendsten Abläßen. Doch Margaretha sollte diese wunderbare Verbreitung nicht mehr erleben. Sie war reif für den Himmel, wo sie die Wonnen dieses heiligsten Herzens ewiglich genießen sollte. Sie hatte bereits den höchsten Gipfel der Vollkommenheit erreicht; ihr Leben war nur mehr ein himmlisches. War sie früher verachtet, misskannt, verfolgt, so fand nun ihr heiliges, in Gott verborgenes Leben überall Anerkennung, besonders, da sie Gott auch mit der Gabe der Wunder begnadete. (...)"